Dr. Sampol: „Die pharmakologische Immuntherapie und CAR-T-Therapie ermöglichen lange Überlebenszeiten bei Blutkrankheiten“
Dr. Antonia Sampol ist Fachärztin für Hämatologie am Krankenhaus Juaneda Miramar. Ihre Karriere begann in diesem Zentrum, das in den 1990er Jahren in der Privatmedizin Pionierarbeit bei der Knochenmarktransplantation bei onkohämatologischen Erkrankungen leistete. Derzeit kombiniert sie ihre private Tätigkeit mit ihrer öffentlichen Funktion als Leiterin der Hämatologie sowie der Einheit für Knochenmark- und CAR-T-Zell-Transplantationen am Universitätskrankenhaus Son Espases.
In diesem Interview erläutert Dr. Sampol die Fortschritte der Gentherapien bei Blutkrebs, insbesondere den großen Fortschritt durch die Immuntherapie und CAR-T-Zellen, die lange Überlebenszeiten und sogar Heilungen bei Patienten ermöglichen, die zuvor eine deutlich schlechtere Prognose hatten.
Das Krankenhaus Juaneda führt insbesondere in diesem Bereich genetische und personalisierte Diagnosen durch, um die größtmögliche Wirksamkeit und Sicherheit für den Patienten zu gewährleisten.
– Was ist Immuntherapie und welche Fortschritte bringt sie bei hämatologischen Erkrankungen?
Die Immuntherapie hat ihren Ursprung in der Knochenmarktransplantation. Die erste Immuntherapie, vor über 30 Jahren, war die allogene Knochenmarktransplantation, bei der die gesunden Spenderzellen, insbesondere Lymphozyten, den Tumor des Patienten angreifen. Auf dieser Grundlage wurden zahlreiche Optionen entwickelt, sowohl gegen solide Tumore als auch gegen hämatologische (blutbezogene) Tumore, die heute eine große Bedeutung in der Krebstherapie haben.
Immuntherapeutische Medikamente sind wirksam, wenn der Tumor ein Protein exprimiert, das das natürliche Immunsystem des Patienten angreifen kann. Dies ist auch das Prinzip der CAR-T-Zell-Therapie, bei der Lymphozyten des Patienten entnommen und so modifiziert werden, dass sie gezielt einen Tumor mit spezifischen Markern angreifen. Die am weitesten verbreiteten Therapien zielen auf das CD19-Antigen bei Lymphomen, Leukämien und anderen lymphatischen Blutkrankheiten ab. Zudem wurden neue Medikamente und CAR-T-Therapien für das multiple Myelom entwickelt, die auf andere Tumorzell-Antigene abzielen. Andere immuntherapeutische Medikamente heben die Hemmung des Immunsystems auf und stellen dessen Tumorüberwachungsfunktion wieder her.
– Worin bestand die traditionelle Behandlung von hämatologischen Tumoren, und wie hat sie sich entwickelt?
Die traditionelle Behandlung bestand immer aus Chemotherapie, die zwar sehr wirksam war, jedoch viele andere Organe beeinträchtigte und schwere Nebenwirkungen hatte. Immuntherapien, ob mit monoklonalen oder bispezifischen Antikörpern oder genetisch modifizierten CAR-T-Zellen, sind zielgerichtete Therapien, die spezifisch Tumorzellen angreifen, wodurch Nebenwirkungen auf andere Gewebe des Körpers minimiert werden.
Dies ermöglicht den Einsatz bei älteren Patienten oder solchen mit Vorerkrankungen, die eine Knochenmarktransplantation oder Chemotherapie unmöglich machen würden. Im Gegensatz zu CAR-T-Zellen greift die pharmakologische Immuntherapie ebenfalls ein Protein auf der Tumoroberfläche an, stimuliert jedoch das Immunsystem, den Tumor zu bekämpfen, ohne dabei Lymphozyten des Patienten zu nutzen. Diese zielgerichteten Therapien, die viel spezifischer sind, zeigen eine spektakuläre Wirksamkeit, sogar bei chemotherapie-resistenten Tumoren, bei denen andere Therapien versagt haben.
– Sind diese neuen Therapien für alle Patienten geeignet?
Es ist entscheidend, die Biologie des Tumors zu verstehen. Je nach Tumorart kommen unterschiedliche Immuntherapien zum Einsatz. Die Therapie muss für jeden Patienten individuell angepasst werden, basierend auf den Markern, die der Tumor exprimiert. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um diese Behandlungen zu optimieren.
Es wurden große Fortschritte im Verständnis der Tumorbiologie gemacht. Wir wissen, dass viele Faktoren um den Tumor herum dessen Wachstum und die Entstehung von Krebs begünstigen. Wenn wir diese Mutationen gezielt angreifen können, stoppen wir das Tumorwachstum. Derzeit werden viele neue zielgerichtete Therapien für eine Vielzahl von soliden und hämatologischen Tumoren erforscht.
– Bei welchen hämatologischen Erkrankungen haben diese neuen Therapien die größten Fortschritte gezeigt?
Es gibt zahlreiche Beispiele. Die ersten Krankheiten, bei denen CAR-T-Therapien gegen das CD19-Antigen entwickelt wurden, waren B-Zell-akute lymphoblastische Leukämien bei Kindern, bei denen Heilungen erzielt wurden, die zuvor undenkbar waren. Darauf folgten B-Zell-Lymphome.
Das erste Beispiel für eine Heilung mit einer zielgerichteten Therapie liegt jedoch über zwei Jahrzehnte zurück: bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML).
Bei der CML, die früher nur durch allogene Knochenmarktransplantation heilbar war, führte die Entdeckung der ursächlichen Mutation zur Entwicklung von Medikamenten, die diese Mutation hemmen und Heilung ermöglichen. Kürzlich wurde in Spanien die CAR-T-Therapie für das multiple Myelom zugelassen, eine Krankheit, deren durchschnittliche Überlebenszeit mit Standard-Chemotherapie drei Jahre betrug. Dank dieser Behandlungen, einschließlich CAR-T und Immuntherapie, erleben wir heute längere Überlebenszeiten, und einige Patienten können sogar als geheilt betrachtet werden.
– Warum erkennt das Immunsystem diese Tumore nicht?
Eine der möglichen Ursachen für die Krebsentstehung ist, dass das Immunsystem seine Wachsamkeit verliert und Tumore entstehen lässt. Unter normalen und idealen Umständen greift ein gesundes Immunsystem abnorme Zellen an und verhindert deren Vermehrung.
Wenn das Immunsystem versagt und einigen Zellen erlaubt, vom vorgesehenen Weg abzuweichen, können Tumore entstehen. Dieses Versagen kann durch Umweltfaktoren wie Rauchen oder Umweltverschmutzung beeinflusst werden. Auch genetische Faktoren, einschließlich DNA-Mutationen, die sich im Laufe des Lebens ansammeln – insbesondere im Alter – begünstigen die Entwicklung bestimmter Krankheiten.
Unreparierte Mutationen, insbesondere im Alter, werden vor allem mit hämatologischen Tumoren in Verbindung gebracht. Die Analyse ist jedoch viel komplexer, und die Ursprünge von Neoplasien erfordern einen personalisierten Ansatz.
– Deshalb wird zunehmend eine personalisierte „maßgeschneiderte“ Medizin praktiziert.
Genau. Die Medizin wird zunehmend personalisiert, basierend auf einer umfassenden Analyse der biologischen und genetischen Eigenschaften von Tumoren sowie auf der physischen Verfassung und den Merkmalen des Patienten.
In meiner Praxis ist es heute unmöglich, eine Behandlung ohne eine präzise Diagnose zu entscheiden. Dazu gehören eine genaue histologische und immunhistochemische Untersuchung, eine spezifische Analyse genetischer Mutationsmarker sowie eine gründliche Bewertung des Patienten, seiner körperlichen Verfassung und Begleiterkrankungen.
Eine genaue Diagnose wird immer wichtiger, um die Behandlung anzupassen und effektiver zu gestalten. Die Erkennung genetischer Mutationen spielt dabei eine Schlüsselrolle.